segunda-feira, 26 de novembro de 2012

Das Zeitalter der Mittelmäßigkeit. Teil III. Moderne Kunst.

Francisco Cesar Pinheiro Rodrigues
Desembargador Aposentado

Am Ende meines vorherigen Artikels, Nr. II. der Serie "Das Zeitalter der Mittelmäßigkeit", klassifizierte ich Pablo Picasso als einen ausgeklügelten Psychologn und Experten für Marketing, denn als Künstler. Ich habe hielt ihn nie für einen großen Maler, weil - in meiner sündigen Unwissenheit - ich es für die unverzichtbare Qualifikation eines Malers halte, in der Lage zu sein, herausragend malen zu können. Ich wiederhole: herausragend. Ein sehr ungewöhnliches Talent, und vielleicht unerreichbar, ausser durch Hingabe. Wie "musikalisches Gehör", eine natürliche Gabe. Es ist durchaus nicht einfach, mit Genauigkeit ein Gesicht, ein Pferd in Bewegung, den menschlichen Körper in unkonventionellen Positionen, die Bewegung der Wellen des Ozeans, ein Wasserfall, etc. zu reproduzieren.
Von allen Elementen des "Zeitalters der Mittelmäßigkeit" - zeitlich kurz oder andaürnd - dasjenige, welches die größte Anstrengung von mir verlangte, um es zu verstehen und festzunageln, war die Frage, was Kunst sei: Wie analysiert man die Reaktion der Öffentlichkeit vor einem Gemälde oder einer Skulptur; den unerklärlichen Ausbruch der Gefühle der Schönheit; oder die verzweigte Nomenklatur, die nach dem Klassizismus erschien? Wer die Bedeutung von Impressionismus, Post-Impressionismus, Fauvismus, Kubismus, Expressionismus, Futurismus, Dadaismus, Surrealismus, Konkretheit, Abstraktion, Primitivismus, "Pop Art", "Minimal Art", etc. verstehen will, wird erkennen, was für enorme Schwierigkeiten es bereitet, Grenzen zwischen verschiedenen "Schulen" zu ziehen. Zusätzlich erschweren die "post" dies und das dieses heikle Thema, da die künstlerische Richtungen immer in Bewegung sind.

Jedoch gibt es ein gemeinsames Merkmal all dieser Bewegungen: je moderner die Arbeit, desto weniger "Anstrengung" für den Künstler. In anderen Worten: Je moderner die Malerei, desto höher ist der Grad der (mühelosen) Abstraktion, Subjektivismus, Wertschätzung der Quantität über Qualität und die Notwendigkeit des Marketings. Wenn als bloßer Witz, oder um das Prestige eines Malers zu beweisen, eine Person, die nie gemalt hat, eine Leinwand kaufen und schnell ein paar Linie malen würde und bei Picasso anfragte, ob er die Arbeit unterzeichnen kann. Dieses Gemälde, in weniger als einer Minute, würde einen Wert von mehreren Millionen Dollar erlangen, und beweisen, dass es nicht die Malerei ist, die zählt, sondern die "Marke". Die "kenntnisreichsten" der berühmten Maler, in Anbetracht des obigen Gemäldes, nach der Bestätigung Picassos Unterschrift, würden vielleicht sagen, dass das Gemälde einmal mehr die Vielseitigkeit von Picassos Talent beweise.

Vincent Van Gogh verkaufte nur ein einziges Bild zu Lebzeiten. Die wenigen Menschen, die seine Bilder kauften, zu einem günstigen Preis bald nach seinem Tod, hatten größtes finanzielles Interesse an der Verkündigung der Genialität des Künstlers. Es besteht kein Zweifel, dass Van Gogh eine außergewöhnliche menschliche Figur war, aber es ist verwirrend, dass seine Arbeit erst nach seinem Tod so wertvoll wurde. Ein Beweis dafür, dass "finanzielle Psychologie", wenn wir es so nennen wollen, einen enormen Einfluss auf den Wert von Kunstwerken hat. Man kann sich fragen, wie das Genie des niederländische Künstlers, während er noch am Leben war, so gut versteckt von allen Experten seiner Zeit sein konnte, dass es notwendig für die Gemälde war, den Besitzer zu wechseln, um so wertvoll zu werden? Die Kunsthändler, die die Kunst des Handels verstehen, haben bessere "Augen für Kunst“ als die Kunstwissenschaftler?  

Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass die Genialität des Van Gogh entdeckt wurde, während er noch am Leben war. Er war ein Mann des Leidens, der Tragödie, die nur Sympathie inspirieren sollte. Ein Detail: er konnte malen. Sein guter Charakter, Sensibilität und Persönlichkeit verdienen den höchsten Respekt, aber sein Beispiel ist ein Beweis dafür, dass Geld die Welt der Kunst beherrscht und kontaminiert. Gemälde und Skulpturen wurde viel mehr ein finanzielles Thema - ähnlich den Aktionen von Unternehmen - als ein Thema der Kunst im eigentlichen Sinne. Der Grund, warum ich Kunst in meine Serie von Artikeln über das Mittelmaß einschliesse, ist dass das Geld die Kunst mittelmäßig gemacht hat.

Leonardo Da Vinci benötigte fünf Jahre, um die "Mona Lisa" zu malen. Er malte wenige Stunden am Tag, und viele Tage, um Perfektion des Details zu erlangen. In jedem Fall eine beträchtliche Zeit, um ein Werk zu malen. Im Gegensatz dazu sagte Picasso, wie online zitiert, "Gib mir ein Museum und ich werde es füllen". Da ein solches Museum oft sehr groß ist, würde nur ein sehr schneller und enorm "abstrakter" Maler es allein füllen. Bei zwanzig oder dreißig Gemälde pro Tag, wäre er in der Lage, dies in ein paar Monaten zu erreichen. Dies beweist, dass das, was zählt, für ihn reine Quantität war und eine Erklärung des Künstlerin, dass in diesen wenigen Strichen tiefe emotionale "Bedeutung" stecke. So tief, dass nur er es fühlen konnte. Glauben Sie es, wenn Sie können.

Ein moderner Kunstbeobachter, Tom Stoppard, sagte, dass das einzige Kriterium, um ein Bild von einer modernen Skulptur zu unterscheiden, das Folgende sei: wenn die Arbeit an der Wand hängt, ist es ein Gemälde, wenn man um sie herum gehen kann, ist es eine Skulptur.

Richard Schmid, wahrscheinlich kenntnisreich über das Thema – er erscheint auf diversen Kunstwebseiten Zahlen - sagte: "Ich glaube ehrlich, dass Kunststudenten aus dem nächsten Jahrhundert über die Schule der abstrakten Kunst lachen werden. Sie werden über einen solchen Schritt rückwärts der Kunstwelt verwundert sein.“

Al Capp, ein anderer Kommentator, fast es klarer: "Die abstrakte Kunst ist das Produkt derjenigen ohne Talent, verkauft durch diejenigen ohne Prinzipien, für jene ohne Verstand."
Ein weiterer Kommentator der modernen Kunst ging so weit zu sagen, "Der Versuch, moderne Kunst zu verstehen, ist wie der Versuch, der Handlung in einer Schüssel mit Buchstabensuppe zu folgen."

Und schließlich der Fürst der Maler höchstselbst, Leonardo da Vinci? Er sagte: "Wo der Geist nicht mit der Hand arbeitet, gibt es keine Kunst". Elitismus? Nein, einfach Respekt für die "andere Seite" der Kunst, ihre Empfänger: jene die sie sehen und hören. Die spontane Reaktion des Publikums kann nicht geleugnet werden.

In anderen Worten: ohne die "Hand" des echten Künstlers, ist der Subjektivismus des Malers nicht genug, selbst wenn er wirklich die Emotionen fühlt - die große Entschuldigung der modernen Maler, die sich nur auf das verlassen, was sie fühlen, nicht, was die öffentlichkeit wahrnimmt.

Als grober Vergleich: ein Dichter, der furchtbar stottert, kann sich nicht beschweren, wenn er einen Wettbewerb der Pösie verliert, auch wenn er noch so intelligentest, inspiriert und motiviert ist, was sein Stottern noch schlimmer machen könnte. Er kann durchaus seine gewaltige Inspiration nutzen, um Verse zu schreiben. Er ist nicht weniger ein Dichter wegen seines Sprachproblems. Er mag ein großer Dichter, allerdings kein großer Redner sein. Ich mache diesen Vergleich, vielleicht rücksichtslos, um zu zeigen, dass das, was in der Kunst zählt, die Wirkung auf jene ist, die es sehen und hören. In einem klassischen Klavierkonzert, könnte ein technischer und emotionsloser Pianist das Publikum hinwegfegen und als ein größerer Pianist gelten als jener, der schrecklich emotional ist, schwitzt und stöhnt, aber alles falsch spielt und fast den Flügel erschlägt.

Wenn das, was zählt, idas Gefühl des Künstlers wäre - und nicht das Produkt seiner Hände – liesse es sich vorstellen, dass die Wissenschaft eine Maschine erfände, die den Grad der Emotion und Inspiration erfasst, während ein Musikstück gespielt. Eine neü Art von Maschine, mit nachgewiesener Wirksamkeit, ähnlich heutiger Lügendetektoren. Der Unterschied ist, dass letztere das Vorhandensein einer Lüge erkennen, und die andere die Sensibilität des Künstlers beweisen könnte. Lassen Sie uns diese Möglichkeit weiter erkunden.

Announced, not modestly, is the arrival of a new musical genius in the country, a foreign pianist — so brilliant that few listeners would have the capacity to understand the profoundness of his art. His representative would declare that the inspiration of the artist could not be artificial, because in his arm, there would be that machine which proves the maximum degree of feeling a person can endure. In the advertisement that would precede his inaugural concert, there was a warning that people without an exceptional degree of sensibility and musical knowledge should not even buy the tickets because they probably would not be able to “capture” the profoundness of an art hidden under such simple appearance. The secret of that great artist would be in exerting an ästhetic and philosophical wealth that no Brazilians would have noticed before in Brazilian folk music. The refusal of the artist’s representative to sell tickets to everyone would even increase the demand for tickets. 

Angekündigt, ohne Zurückhaltung, ist die Ankunft eines neün musikalischen Genies im Lande, ein fremder Pianist - so brillant, dass nur wenige Zuhörer in der Lage wären, die Tiefe seiner Kunst verstehen. Sein Agent würde erklären, dass die Inspiration des Künstlers nicht künstlich sein könne, da an seinen Arm, die Maschine angeschlossen sein würde, die das Höchstmaß an Gefühl, das ein Mensch ertragen kann, beweisen würde. In der Werbung, die seinem Eröffnungskonzert vorausgehen würde, gäbe es eine Warnung, dass Menschen ohne besonderes Maß an Sensibilität und musikalischem Wissen die Tickets gar nicht erst kaufen sollten, weil sie wahrscheinlich nicht in der Lage wären, die Tiefgründigkeit einer solchen Kunst zu verstehen. Das Geheimnis dieses großen Künstlers sei das Schaffen eines ästhetischen und philosophischen Reichtums, den kein Brasilianer jemals zuvor in der brasilianischen Volksmusik erahnt hätte. Die Weigerung des Agenten, Tickets an jeden zu verkaufen, würde sogar die Nachfrage nach Tickets erhöhen.

Am erwarteten Tage, das Stadttheater ausverkauft, wird am Arm des Künstlers der  "Detektor der ehrlichen Emotionalität" unter Videoüberwachung angebracht. Nach beeindruckender Stille beginnt der Künstler endlich zu spielen, mit nur einem Finger: "Alle meine Entchen, schwimmen auf dem See, schwimmen auf dem See... ".

Das Publikum ist schockiert, das Lachen zurückhaltend aus Angst, als ignorant zu erscheinen, bleibt mit ernsten Gesichtern sitzen und beobachtet den riesigen Bildschirm, der den "Detektor ehrlicher Emotionalität" mit dem Künstler verbindet, in der Hoffnung auf ein schlechtes "emotionales Ergebnis", mit dem Boo-Schrei bereits in der Kehle. Die Maschine bestätigt jedoch das höchste künstlerische Gefühl, dass ein menschliches Wesen fühlen könnte. Die außergewöhnliche Inspiration des Künstlers könnte nachgewiesen werden. Danach würde die Öffentlichkeit sich gegen ihre eigenen Meinungen richten: - "Ich bin wirklich enorm ignorant!" Und wenn der Künstler einen Schlaganfall erleiden würde und tot umfiele, bald nach Abschluss seines Konzerts, gäbe es eine lange theoretische Diskussion über das Genie des Pianisten und die Gründe, die ihn diese Melodie wählen liessen und nicht eine anderet. - "Was ist der Sinn der Enten und des Sees in dem Lied?" Und so weiter.
Zweifellos eine Übertreibung, aber in der Substanz ist es, was geschieht unter der Ausrede, dass der Künstler nur ausdrücken bräuche, was er fühlt, um seine Kunst zu externalisieren.

In der Malerei war alles in Ordnung bis zum Klassizismus, wenn eine technische Innovation außerhalb der Welt der Kunst die friedliche Atmosphäre, die Dinge so zu malen, wie sie in den Augen der Menschen erscheinen, veränderte: die Fotografie. Mit einem einfachen "Klick" war es möglich, "zu kopieren", mit einer Präzision von Linien und Ausgewogenheit der Proportionen, die nicht einmal Leonardo Da Vinci erreichen könnte. Die Verbreitung und Verbesserung der Fotografie war die Rettung jener Künstlern, die trotz ihrer potentiellen Empfindsamkeit, weder die natürliche Fähigkeit noch die Geduld aufweisen konnten, auf einer Leinwand das wiederzugeben, was die Augen sahen.
Der Weg war somit offen - und gepflastert - für Menschen, die sich emotional mit der Kunst identifizieren konnten und sich an dieser geheimnisvollen Welt, voller Verführungen, beteiligen wollten. Inklusive der Fraün. Fraün der damaligen Zeit - des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts - fühlten eine besondere Anziehungskraft für "Künstler", impulsiv fühlend und kaum durch Konventionen eingeschränkt. Heute, bevorzugen sie wahrscheinlich die "Künstler der Finanzen" und des Sportes, viel rentabeler, ich meine, attraktiver. Maler waren zu dieser Zeit fast ausschliesslich Männer.

Die Welt der Kunst - wenn aufrichtig und authentisch - hat ein sehr interessantes Gesicht. Ihre Anschauungen sind häufig richtig. Der gerissene Politiker aus Bahia, der verstorbene Antônio Carlos Magalhães, pflegte zu sagen, dass es Wahnsinn wäre für einen Politiker, die künstlerische Klasse anzugreifen. Man sollte es nie tun. Freud gestand, dass er selten eine Entdeckung vor einem Dichter gemacht habe. Die wahre Kunst ist hier klar im Vorteil: sie erreicht, nicht „absichtlich", sondern durch Intuition, was noch nicht von der Wissenschaft erreicht werden kann. Sie fliegt, während die Wissenschaft zu Fuss geht.
Mit dem Aufkommen der Fotografie gab es diejenigen, die nur gerissen waren, auf der Suche nach einem einfachen und schnellen Weg zu Erfolg und Ruhm, und ihres Nebenprodukts: Geld. Eine künstlerische "Demokratie", die es jedem Draufgänger ohne viel Talent für das Malen erlaubt, anzugeben, Aufmerksamkeit zu erheischen. Außerdem, je schockierender die Arbeit, je disharmonischer in der reale Darstellung von Objekten, desto größer ist der "Skandal" und die Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu erregen, mit kommerzieller Verstärkung. Für den skeptischen Beobachter, der sagen würden, dass dies Kühnheit sei, und keine Kunst, hat man zwei Antworten parat: 1) wer die exakte Reproduktion einer Landschaft oder Gegenstandes will, soll ein Foto schiessen, und 2) in der Kunst, ist die Materie des Künstlers sein Gefühl, nicht das materielle Produkt dieses Gefühls.

Pablo Picasso war derjenige, der am offensten den Standpunkt vertrat, dass das Wesentliche in der Malerei und Skulptur die Emotionen des Künstlers seien, und nicht das, was wir als "bloße Realität" kennen. Für ihn, kann der Maler sogar mit den Augen malen, so lange er "inspiriert" ist. Das Publikum sollte sich nicht auf das Aussehen konzentrieren. Es müsse " so fühlen, wie der Künstler gefühlt hat". Außergewöhnliche Psychologen der er war, würde er mit großer Überzeugung verläuten lassen, dass ein Millionär begonnen habe, seine Bilder zu kaufen, und damit eine enorme Wertsteigerung seiner eigenen Werke verursachen. Er würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass er selbst nicht reich genug sei, um einen "Picasso" in seinem Haus zu haben.

Werfen wir einen Blick auf einige Zitate von ihm online:

                              "Ich male Objekten, wie ich sie denken, nicht wie ich sie sehe."

                              "Die Malerei ist der Beruf eines Blinden. Er malt nicht, was er sieht, sondern was er                               fühlt, was er sich selbst erzählt, dass er es gesehen hat.

                              "Die Menschen, die Kunst als Geschäft betreiben, sind meist Betrüger."

"Die Welt von heute macht keinen Sinn, also warum soll ich malen Bilder, die es tun?"

"Um zu zeichnen, müssen Sie Ihre Augen schließen und singen."

"Wer sieht das menschliche Gesicht richtig: der Fotograf, den Spiegel oder den Maler?"

In Anbetracht all dieser Tatsachen, was erklärt die Ausdaür der modernen Kunst, ihren großen wirtschaftlichen Wert, selbst wenn sie schockiert und mit der sichtbaren Wirklichkei im Konflikt steht?

Für mich ist die Erklärung die Persönlichkeit des Künstlers. In seiner Kühnheit, seiner Stärke, "Charisma", "starker Persönlichkeit", wie bei Picasso, dem großen Psychologe. Oder in die Integrität und Mitgefühl, wie in den Fällen von Vincent Van Gogh und sein Freund Paul Gauguin vorliegt. Es ist unmöglich, die Biographie von diesen beiden zu lesen, ohne durch diese sensiblen Seelen bewegt zu sein. Wussten sie, wie man malt? Sie wussten genug, allerdings ohne sich zu sehr um das Kopieren von realen Objekten zu bemühen.
Der Charakter eines Künstlers "verunreinigt" sein Werk, sowohl positiv als auch negativ. Es hat dringende Auswirkungen auf die Akzeptanz in der Öffentlichkeit. Auch die politische Orientierung ist von Bedeutung. Picasso selbst profitierte hiervon. Im Allgemeinen war er sympathisch. Hatte großzügige Ideen und war offen in seinen Meinungen, wie man in den Zitaten oben sehen kann. Wäre er rechtsgerichtet oder faschistisch, wäre er nie ein berühmter Künstler geworden. "Gürnica" gab ihm Auftrieb. Das gleiche passierte in anderen Künsten: die Persönlichkeit des Künstlers "verunreinigt" sein Werk, zum Guten und Schlechten. 

Abstraktion ist der fruchtbarste Boden der Philosophie. Ich denke, dass für mindestens eine gewisse Zeit, der Mensch immer noch ein gewisses Maß an Tugend, Schwierigkeit und Arbeit in jeder Kunst verlangen wird. In sportlichen Wettkämpfen, im Zirkus, im Kino, beim Schreiben von Kurzgeschichten, Romanen und Gedichten wird erwartet, dass der Künstler selbst über Fähigkeiten verfügt, die das Mittelmass übersteigen. Es ist nicht genug, dass der Künstler nur "fühlt", allein in seiner eigenen geheimnisvollen "Box", nur non-sense, oder unverständliche Texte verfasst. Daher rührt das tief verwurzelte allgemeine Vorurteil gegen die moderne Kunst, die nicht einmal das Auge erfreut  und intellektuell alles bedeuten könnte: - "Es ist zu einfach. Selbst ich könnte das...".

Nun, eine kurze Notiz zur Musik. Von allen Arten der Kunst, ist es in meinen Augen diejenige, die am wenigsten anfällig für Betrug ist. Die musikalische Mittelmäßigkeit kann sich nicht lange über Wasser halten, weil sie innerhalb weniger Minuten ausgewertet werden kann. Sie sinkt, weil es kein finanzieller Vorteil hat, wenn sie niemanden begeistert. Man benötigt nur eine Minute, um zu hören, ob ein Song es wert ist oder nicht. Die Masse an Kompositionen und die Größe des Publikums, der sie zugänglich sind, strafen die Vermarktung von Musik, die niemand hören oder kaufen möchte. Doch mit moderner Kunst, ist es ein eingeschränkter Markt reicher Kunden, welche Gemälde als eine Art Wertreserve sehen, wenn der Name des Malers bekannt ist. Das Gemälde ist materiell, anfassbar, konkret, es ist wahr und real wie ein Schuldschein. Wie Musik, die niemand hören möchte, ist es lediglich Rauschen, ungewollt, es ist unmöglich, sie zu einem Schmuckstück zu transformieren.

Nur beim Jazz habe ich einige Zweifel. Die Mehrheit der Leute mögen ihn nicht, weil er keiner erkennbaren Melodie folgt. Aus meiner Sicht (vielleicht bin ich auch ignorant), sollte Jazz nur als Technik der Komposition verwendet werden. Die Musiker könnten endlos improvisieren, aber wenn, durch Zufall, die wandernden Künstler auf eine neü Melodie "stoßen würden", sollten sie sie entwickeln und einen 'normalen' Song verlassen. Weshalb ich ungern negativ über Jazz rede, ist das Wissen, dass der Schriftsteller José Verissimo – den ich für sehr intelligent halte - diese Musikrichtung genießt. Wenn er ein Fan dieses Stils ist, gibt es vielleicht ein gewisse Schönheit, die sich uns entzieht.

Im nächsten Artikel werden wir über Literatur zu sprechen, und in den folgenden über Politik, insbesondere internationale Politik, deren Mittelmäßigkeit über jeder anderen Art von Mittelmäßigkeit thront.
(2-4-2012)

quarta-feira, 21 de novembro de 2012

Günter Grass verdient einen zweiten Nobelpreis: den Friedensnobelpreis


Günter Grass verdient einen zweiten Nobelpreis: den Friedensnobelpreis
Tradução de 29-10-12 

                Der genannte deutsche Schriftsteller und Dichter, Gewinner des Nobelpreises für Literatur 1989, steht unter Beschuss, vor allem in Deutschland – und natürlich, durch die israelische Regierung und ihre weltweiten Ausläufer – aufgrund eines Gedichts, das am 4.4.2012 unter dem Namen „Was gesagt werden muss“ in der Süddeutschen Zeitung erschien. Es kann ebenso in verschiedenen internationalen Zeitungen, wie der „New York Times“, „La Repubblica“ oder „El País”, gefunden warden.

 

                Nach mehrfachem Lesen des Gedichts, welches die basalsten Wahrheiten beschreibt – auch wenn es fälschlicherweise als ungerecht und antisemitisch diffamiert wurde – beschloss ich, den Roman „Die Blechtrommel“ zu lesen, welchen ich vor Jahren in einem Antiquariat erstanden hatte. Der Grund ist, dass Günter Grass allein für dieses Gedicht einen weiteren Nobelpreis verdient hätte – den Friedensnobelpreis. Sein verleugnetes Gedicht ist eine Warnung im Dienste des Friedens, nichts mehr. Wenn er sagt, dass ein „Präventivschlag“ Israels – oder eher hyper-präventiv – die Lunte eines Dritten Weltkrieges in Brand stecken könnte, dann beschreibt er nur das Offensichtliche.  Etwas allerdings, das so augenscheinlich ist, dass es Mut seinerseits bedarf es auszusprechen, wegen Gründen die jeder kennt, und die im Folgenden weiter erörtert werden sollen.

 

                Selbst wenn Iran jemals in der Lage sein sollte, eine Atombombe herzustellen, würde es nicht die Initiative ergreifen und Israel angreifen. Warum nicht? Weil in der Explosion, oder der resultierenden Radioaktivität, Tausende Palästinenser getötet werden würden, schlicht aufgrund der physischen Nähe der beiden Bevölkerungen, Juden und Araber. Außerdem, ein Angriff des Iran würde einem Selbstmord gleichkommen. Ganze Städte würden innerhalb von zwei Tagen ausgelöscht werden, da nicht nur Israel auf Rache sinnen und ungehemmte nukleare und konverntionelle Waffen einsetzen würde, sondern auch die USA zu bedingungsloser Unterstützung verpflichtet sind, ungeachtet eventüller Anmaßungen Israels.

 

Obwohl Ahmadinejad sich selbst oft als unreif gezeigt hat – die unsinnige, wähler-heischende Aussage Israel „von der Landkarte fegen“ zu wollen, einer Aussage an der sich Netanyahu noch heute verzweifelt festhält um an der Macht zu bleiben – würde der iranische Präsident nie soweit gehen, die unaufhaltsame Zerstörung über sich selbst, seine Familie und sein Land zu bringen. Man sollte nie vergessen, dass – selbst wenn er solchen Unsinn wie einen Bombenabwurf befürworten sollte – Ahmadinejad nicht alles allein entscheidet. Er teilt die Macht  mit Ayatollah Ali Khamenei und dem Rest der konservativen Islamischen Mehrheit, die in keiner Eile ist, sich lebend einäschern zu lassen. Es besteht daher keine immanente Gefahr eines nuklearen Angriffes auf Israel. Allerdings wiederhole ich, es ist im Interesse der israelischen Regierung, diese falsche Vorstellung bestehen zu lassen, politisch hilfreich wie sie ist, gestärkt durch eine starke kollektive Regung: Der Angst, zurückzukehren zu einer bereits weit zurückliegenden Vergangenheit, in der Juden wirklich in ganz Europa verfolgt waren. Diese Form von Angst ist heute nicht mehr begründet, auch wenn dies wieder der Fall sein könnte, wenn die israelische Regierung mit ihrem Draufgängertum und Zwang fortfährt.

 

Das besagte Gedichte zeigt Grass als einen mutigen Mann, eine Eigenschaft, die in einem Schriftsteller sehr geschätzt werden sollte. Falls Grass wirklich Antisemit sein sollte, dann muss diese Anklage durch seine Romane gestützt werden, denn in seinem Gedicht ist er weder antisemitisch noch ungerecht. Im Gegenteil, in dem Gedicht spricht er nur die Wahrheit, die jedem klar sein muss, der politisch unabhängig ist und internationaler Politik folgt, und sei es nur durch das Lesen der Zeitung. Und wenn man dann auch noch Bücher heranzieht, wird dieser Eindruck nur noch weiter gestärkt. Günter Grass zeigt sogar einen gewissen Grad an Zuneigung für Israel, wenn er sagt „...dem Land Israel, dem ich verbunden bin und bleiben will...”.

 

Es sit eine Sache, antisemitisch zu sein – eine ganze Rasse zu diskriminieren – und eine ziemlich andere, die momentane Politik Israels zu verurteilen, moralisch unentschuldbar in der Art, wie sie die Palästinenser behandelt, vor allem im Gaza-Streifen. Günter Grass erwähnt die offensichtliche Ungleichheit, die zu verstecken unmöglich ist. Die globalen Medien, hauptsächlich beeinflusst durch Israel, stilisieren sich selbst als Verteidiger der Menschenrechte,  obwohl sie nur selten beschreiben wie die palästinensischen Araber behandelt werden, von ihrem Land vertrieben, fast aller Güter beraubt, ohne die grundlegensten Menschenrechte und ohne die Möglichkeit sich an die internationale Justiz zu wenden, da sie ja kein Teil eines Staates sind. Und wenn es nach der derzeitigen israelischen Regierung geht, wird dies (die Bildung eines palästinensischen Staates) nie geschehen. Weil, sollten die Grenzen definitiv gezogen werden, würde das territoriale Wachstum Israels zum Stillstand kommen, und es könnte keine der Tausenden Juden aufnehmen, die immernoch außerhalb des Landes leben. Wenn die Grenzen gezogen wären, wie könnte dann das Westjordanland weiterhin besetzt werden?

 

Regierungen ändern sich, manchmal nach links, manchmal nach rechts, manchmal sogar zur Mitte. Hin und wieder zeigen sie Solidarität mit Minderheiten und schwächeren Nachbarn, wohingegen sie zu anderen Zeiten maßlos egoistisch handeln, wie Kletten an ihrem arroganten und veralteten Nationalismus klammern, wie es im Moment in Israel der Fall ist. Allerdings – die Einladung steht – falls Israel die moralische Courage aufbringen würde, den „ewigen Konflikt“ mit den Palästinensern durch einen internationalen Schiedsspruch beizulegen – gegeben, dass sie vorher versprechen, die Entscheidung gegebenenfalls anzunehmen – dann könnte Israel für Jahrzehnte als genialer Gestalter internationalen Rechts gepreisen werden. Netanyahu selber würde zum „großen Pionier und internationalem Visionär“ aufsteigen.

 

Offensichtlich, damit eine Entscheidung von solcher Wichtigkeit zufriedenstellend für beide Seite wäre, sollte das internationale Gericht – das selbstverständlich keine Juden oder Araber beinhalten dürfte – ausdrücklich dazu autorisiert werden, das Prinzip der Gleichheit walten zu lassen. Nicht nur im Festlegen von Grenzen, sondern auch in der Satzung von territorialen und finanziellen Entschädigungen für jene Exil-Palästinenser, die nach Palästina zurück kehren wollen. As ist gut vorstellbar, dass ein gewisser Anteil dieser Individün, die sich bereits gut in die Wirtschaft in ihren Zufluchtsländern integriert haben – zum Beispiel in Jordanien – es bevorzugen, Entschädigungen zu erhalten, als in der alten Heimat wieder von Vorne anzufangen.

 

Was momentan auf der Bühne internationaler Politik und Justiz fehlt ist eine Führungspersönlichkeit mit außergewohnlicher Einsicht, Ansehen und überzeugungskraft. Allerdings, wenn nicht direkt ein Name einfällt, dann muss eine solche Person gefunden werden. Ohne Verzögerung. Es gibt bemerkenswerte Juristen auf internationaler Ebene die, von einem intellektüllen Standpunkt, diese Rolle annehmen könnten, allerdings haben sie ganz offensichlich Bedenken, in diese krankhaften Sog verwickelt zu werden, durch die tiefsitzende Sucht nach absoluter Souveränität der Staaten. Solche Juristen bevorzugen die bescheidene Ruhe ihrer privaten Büros. Allerdings scheint es unmöglich, dass auf einem Planeten mit sieben Milliarden Menschen keiner die Autorität und den Wunsch hat, die Fackel (bzw. den Kaktus) der internationalen Justiz voranzutragen. Mit anderen Worten, jemand der in der Lage ist, grosse Konflikte zu entscheiden und Einhaltung seiner Beschlüsse durchzusetzen, ohne dass seine Entscheidungen weiter delegiert werden müssen an einen Sicherheitsrat, der durch dutzende von ökonomischen, politischen und strategischen Interesse der Mitgliedsländer verseucht ist.

 

Barack Obama wäre ein Name, der zürst auftaucht für eine derartige Mission, ungeachtet der Enttäuschung der internationalen Meinung über die Tatsache, dass er nicht in der Lage scheint, „Nein“ zu Benjamin Netanyahu zu sagen. Obama ist zutiefst beunruhigt über die Möglichkeit, den finanziellen und medialen Rückhalt der mächtigen jüdischen Lobby für die nächste Wahl zu verlieren.Unglücklicherweise ist Geld in jeglicher Demokratie zu einflussreich, wenn es um Wahlen geht. Es ist, als wurde ein Skeptiker rufen „Verdammt! Bis zum welchem Punkt sind exekutive Positionen gekauft, durch Wahlkampagnen?“

 

Ziellos das Internet durchforstend, in einem Blog „Billy Leew... und seine Märchen“ eingegeben, fand ich ein Video von demonstrierenden Juden, in Englisch, gegen Natanyahus Regierung. Sie waren schwarz gekleidet, bärtig und ganz offensichtlich verärgert. Abgestossen von der Behandlung, die den Palästinensern widerfährt, stotterte einer von ihnen sogar vor angestauter Emotion. Mit einem hohen Maße an Objektivität und überzeugungskraft bestand er darauf, dass es notwendig ist, zwischen Zionismus und Judentum zu unterscheiden, wobei nur das Letztere die Unterstützung der Juden verdiene. Er sagte, dass Zionismus eine Perversion des Judentums der Torah sei, welches die Beherrschung anderer Völker ablehne. Fortfahrend bestätigte er, dass es viele Menschen in Israel gibt, die gegen Netanyahu Politik sind, obwohl Furch sie von Demonstrationen gegen die Regierung abhält, das es Vergeltungen geben könnte. Diese Unterscheidung zwischen Zionismus und Judentum sollte sehr genau untersucht und studiert werden, um zu verhindern, dass das jüdische Volk zum Opfer einer Fehlinterpretation des Rests der Welt wird. Das deutsche Volk kann auch nicht mit der Nazi-Doktrin gleichgesetzt werden, oder Italiener mit den trunkenen Ideen eines Benito Mussolini.

 

Seit der Publikation des („verfluchten“) Gedichts betonen die Medien Günter Grass' „düstere Vergangenheit“, weil er als Jugendlicher, mit 17 Jahren, in der Armee seines Landes diente und im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges Mitglied der Waffen-SS war. Daneben wird er auch beschuldigt, dies über Jahre hinweg geheim gehalten zu haben. Data vênia (bei allem Respekt), wie Jursiten gerne sagen, dieser Unsinn sollte unter gelehrten Menschen nicht mehr erwähnt werden.

 

Bevor man jemanden verurteilt, sollte man die Umstände betrachten, unter denen eine Person erzogen und ausgebildet wurde, die Bildung, die Geschichte und das politische System, in der die Person aufwuchs, etc. Im Falle Grass sollte man nie Vergessen, dass er Oktober 1929 geboren wurde. Seit seinem zehnten Lebensjahr lebte er unter der Herrschaft der Nazis. Dies war ein diktatorisches Regime ohne Freiheit der Presse, in der Hitler das Denken eines Volkes formte, dass verbittert war über die Niederlage des Ersten Weltkrieges, den Verlust von Gebieten und drückende Reparationszahlungen des Vertrages von Versailles. Es waren harte Zeiten für die Deutschen, mit schwindelerregender Inflation, Arbeitslosigkeit und einer Propagandamaschine der Nazis, die sie belog und benutzte. Niemand konnte der Regierungspropaganda widersprechen ohne sein Leben zu riskieren.

 

Lies einfach einige Zitate von Hitler, auf der Höhe seiner Macht in Deutschland, als er das Denken von Millionen Männern, Fraün und Kindern formte: „Wenn man eine Lüge erzählt, und sie ist gross genug und man wiederholt sie oft genug, dann wird sie geglaubt werden.“ – „Es ist nicht die Wahrheit die zählt, sondern der Sieg.“ – „Stärke liegt nicht in der Verteidigung, sondern im Angriff“ – „Erfolg ist der einzige Richter auf Erden über richtig und falsch“ –  „Die Kunst der Führung... liegt im Fokussieren der Aufmerksamkeit des Volkes auf einen gemeinsamen Feind“ (In diesem Falle, die Jude – eigene Beobachtung) “und darin darauf zu achten, dass nicht diese Aufmerksamkeit ablenkt“ – „Die breite Masse der Bevölkerung werden gefügiger durch die Anziehung der Rhetorik, als durch irgendeine andere Kraft“ – „Die grosse Stärke des autoritären Staates liegt darin, dass er jene, die ihn fürchten, zwingt, ihn zu imitieren“ – „Der geniale Führer muss die Fähigkeit haben, verschiedene Feinde so erscheinen zu lassen, als gehörten sie zur selben Kategorie“ (Juden, der Vertrag von Versailles, Engländer, Amerikaner, Russen etc) – „Jene die leben wollen, lasst sie kämpfen, und jene die nicht kämpfen wollen in dieser Welt des Kampfes verdienen es nicht zu leben“.

 

Meiner Ansicht nach, die oben dargelegten Gedanken, niemals hinterfragt durch die völlig unterdrückte Presse, erklären warum Günter Grass und fast alle seiner Kollegen zu der Zeit im Gleichschritt mit der Nazi-Propaganda dachten. Davon abgesehen gibt es keine Beweise, dass der Schriftsteller persönlich Juden zur Vergasung in die Kammern stieß.

 

Warum eröffnete Grass seine unrühmliche Vergangenheit – nicht auf eigenes Betreiben, sondern auf Druck einer unwahrheitsgemässen und einseitigen Propaganda – erst einige Jahre nachdem er den Nobelpreis gewann? Weil er wusste, dass seine Feinde und Neider sich dieses Wissen zu nutze machen würden. Jetzt allerdings, im April 2012, sagte er was er sagte in diesem Gedicht, weil sein Gewissen nicht mehr still sein konnte im Angesicht der ungerechten Behandlung der Palästinenser. Und er drückte noch eine weitere „unwiderlegbare Wahrheit“ aus: dass die Gefahr eines israelischen Angriffs auf iranischen Atomanlagen sowohl verderblich ist als auch bedrohlich für den Weltfrieden. Die Gefahr ist fernab und eine Ausrede. Echte Angst? Nein. Wenn Israel das Recht hat, sich zu fürchten – vor dem idiotischen „von der Landkarte fegen“ – dann hat Iran dasselbe Recht auf Angst vor exzessiver israelischer Machtpolitik, im Licht der Tatsache, dass es genügend konventionelle und nukleare Waffen hat, um seinen Willen dem gesamten Mittleren Osten aufzudrängen.

 

Ein paar Worte, gerichtet an das deutsche Volk and seine Regierung: Es ist an der Zeit, gerade jetzt, einen Strich zu ziehen unter die sorgfältig kultivierte Schuld für das, was unter Hitler in Deutschland geschah. Nazismus was eine tödliche Doktrin. Gegen das Regime aufzubegähren hieß, Gewalt, Gefägnis oder eine Kugel in den Kopf zu riskieren, ohne irgendwelche legalen Skrupel. Reü sollte nicht von gesamten Nationen gepflegt werden, sondern von Individün, die aus freien Stücken, aktiv – und obwohl sie anderen Optionen hatten – anderen Schaden zugefügt haben.

 

Ich glaube, dass 80% oder mehr der Deutschen, die heute leben, die Verbrechen der Nazis weder miterlebt haben noch irgendwie an ihnen beteiligt gewesen sind. Der Krieg endete 1945. Es gibt keinen Grund, Gewissensbisse zu fühlen. Die gezielte Pflege dieser Reü könnte sogar politisch motiviert sein. Selbst von den verbleibenden 20% der Deutschen, nur einige Tausend haben unter vollem Bewusstsein – und womöglich kranker Freude – gehandelt, als sie die Gräültaten begingen, die nach dem Krieg enthüllt wurden. Ja, diese Individün sollten Reü zeigen, um die Last auf ihren Seelen zu verringern. Der Rest, nein. Wenn ein Grossvater für ein Verbrechen gehängt wurde, warum sollten seine Enkel die Bürde eines Schuldkomplexes tragen?

 

In den Konzentrationslagern gab es jüdische Gefangene, die, um etwas besser zu essen und zu überleben, mit der Verwaltung kollaborierten. Diese Individün, wahrscheinlich mit schlechtem Gewissen, waren als „Kapos“ bekannt. Sie taten dies, um dem Tod zu entgehen, zumindest einem unmittelbaren Tod. Sie wussten, dass ein Gefangener, der die schrecklich Aufgabe ablehnte, umgebracht werden würde, zusammen mit seinen Komplizen. Eine sinnlose Art des Heldentums. Sie dachten, dass wenn sie es aus dem Lager schaffen würden, wären sie wenigstens in der Lage, ihre Familie, oder deren überreste, wieder zu vereinen, verteilt über ganz Deutschland und die ganze Welt. Ein Jude, der ein Enkel eines solchen „Kapos“ ist, hat ebenfalls keinen Grund, seine Reü zu kultivieren. Ich wiederhole: ein Schuldkomplex ist eine persönliche, individülle Sache. Nationen könnten sich sogar besser fühlen, indem sie Kompensationen bezahlen, aber sie sind unter keiner Verpflichtung, ewig unter einer Last aus Schuld zu darben, und automatisch die fehlerhafte Politik der Nachkommen ihrer Opfer zu bestärken.

 

Zusammenfassend, es gibt keine Notwendigkeit Günter Grass dafür zu verurteilen, dass er geheim gehalten hat, was er als Jugendlicher gemacht hat – zu einer Zeit als es quasi unmöglich was, seine eigene Meinung auszudrücken – und noch weniger dafür, dass er in einem Gedicht davor warnt, dass ein „präventiver“ Angriff auf ein anderes Land, vor allem im Mittleren Osten, die Gefahr eines globalen Konflikts signifikant erhöhen würde. Daneben sollte er auch auf keinen Fall dafür verurteilt werden, dass er uns auf das ungerechte Leiden der Palästinenser erinnert, oder dass er die Ungleichheit in einem Land betont, welches so schwer bewaffnet ist und sich selbst das Recht einräumt, andere Länder allein dafür anzugreifen, dass sie eines Tages eine Atombombe besitzen könnten. Der dumme Ausspruch vom „Fegen von der Landkarte“ ist ein sinnloser Bluff, nichts weiter. Es wäre nicht völlig unlogisch von einem Journalisten – ein bisschen verrückt natürlich – die Möglichkeit aufzuwerfen, dass Ahmadinejad ein monatliches Gehalt von Netanyahu erhält, nur damit er diesen Satz hin und wieder wiederholt, da er so unverantwortlich ist und ihm und Iran so negativ beikommt, aber seinem Gegner politisch so zuträglich ist.

 

Abschließend muss gesagt werden, dass Grass Lob verdient für seinen weisen Vorschlag, dass es in der Verantwortung der UN liegt zu entscheiden, wie der „ewige Konflikt“ in die Hand genommen werden soll. Es ist meine Position, dass eine juristische UN notwendig ist statt einer politischen Instanz – dem Sicherheitsrat – um endlich dieser Gefahr zu begegnen in der wir alle konstant schweben, sogar weit entfernt von jener Region, die drei Götter erschaffen hat. Drei Götter, die, obwohl eins, 1948 in drei gegenseitige Feinde umgewandelt wurden.

 

 

 

(9.4.2012)